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Liebe Frauen,
als Mitglied im Kompetenzteam Dr. Edmund Stoibers für die Bereiche Familie, Frauen und Jugend habe ich die Schirmherrschaft über die
von Kathrin Schmidt und Sybille Hällmayr gegründete Initiative „Junge Frauen für Stoiber“ gern übernommen.
Mit dem immer noch nicht überwundenen Klischee „Kinder, Küche,
Kirche“, mit dem wir Frauen von der CDU so gern in Verbindung gebracht werden, wollen die Gründerinnen der Initiative und die ihr in einem losen Netzwerk verbundenen fast 250 Mitstreiterinnen
gründlich aufräumen.
Das betrifft sowohl die Frauen, die erfolgreich im Berufsleben stehen und noch keine Familie haben als auch diejenigen, die Familie und
Beruf vereinbaren. Sie alle sind der Meinung, daß es in Deutschland, wie in den Ländern unserer europäischen Nachbarn, längst üblich sein muß, Beruf und
Familie unter einen Hut zu bringen und das sogar unter vielerlei Gesichtspunkten dringend geboten ist.
Die demographische Entwicklung in Deutschland, eine veränderte Arbeitswelt und
gewandelte Wertstruktur, haben das Familienleben grundlegend verändert. Wir sind mittlerweile nicht nur eines der am schnellsten schrumpfenden Länder der Welt, auch
unsere Gesellschaft altert und gehört mittlerweile zu den kinderärmsten mit gravierenden Konsequenzen für die Sozialversicherungssysteme, dem Zusammenleben von Frauen und
Männer, und ganz besonders auch für die Kinder selbst.
Muttersein kann nur noch selten so ausschließlich und selbstverständlich gelebt werden,
wie das für frühere Generationen der Fall war. Es ist im Leben einer Frau nur noch eine Zeitspanne bis zum 50. Lebensjahr. Das bedeutet, daß die alleinige Investition in Ehe und
Mutterschaft für junge Frauen nur noch eine Investition für eine bestimmte Lebenszeit sein kann und daneben Berufsleben und die Beziehung zum Partner einen langen Zeitraum beanspruchen.
Kein Wunder, daß praktisch keine junge Frau – wie die soeben erschienene 14. Shell-Jugendstudie ausweist – nur noch Hausfrau und Mutter sein und vor die Entscheidung Beruf oder Familie gestellt werden will!
25% aller Kinder wachsen bereits als Einzelkinder auf. Sie treffen nicht mehr
selbstverständlich auf gleichaltrige Spielkameraden, mit denen sie spielen können. Vielmehr wird ihre Kindheit an bestimmten Orten organisiert, und nur selten die Tatsache
berücksichtigt, daß Kinder zunehmend einsamer geworden sind. Ihnen fehlt das soziale Trainingslager, in dem Verhalten, Werte und Einstellungen eingeübt werden können. Doch
nach wie vor sorgen Millionen von Eltern mit Liebe, Fürsorge und nicht unbeträchtlichen finanziellen Mitteln dafür, daß ihre Kinder eine qualifizierte Schul- und Berufsausbildung
erhalten. Allerdings wird sie der Mehrheit von ihnen – den jungen Mädchen und Frauen – in dem Augenblick vorenthalten, sobald sie Familie und Beruf vereinbaren wollen.
70% der jungen Generation wünschen das. Neben der unglaublichen Verschwendung von
Ressourcen wird dem weiblichen Teil die ihren Fähigkeiten angemessene Stellung, das ihnen zustehende existenzsichernde Einkommen und vor allem die mangelnde Anerkennung
der Gesellschaft versagt, ganz besonders dann, wenn sie sich ausschließlich der Kindererziehung widmen wollen.
Was Familien heute brauchen, ist:
- die verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- die Möglichkeit der Weiterbildung während der Babypause
- die Chance des Wiedereinstieges
- Modelle von Seiten der Arbeitgeber, damit Frauen mit Kindern ihren individuellen Lebensentwurf verwirklichen können
- Verbesserung der Aufstiegschancen sowie
- die Anerkennung bei Gehalt und später in der Rente dem den Männern gleichgestellt werden.
Es muß endlich nach Lösungsmöglichkeiten für Frauen in allen gelebten Familienmodellen
gesucht werden, damit die Probleme der Vereinbarkeit, die uns allen unter den Nägeln brennen, endlich gelöst werden können.
Ihre Katherina Reiche
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